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Schwerhörigkeit und Demenz

Durch die zunehmende Lärmbelastung auf der ganzen Welt, nehmen auch die Zahlen der Schwerhörigen immer weiter zu. Meist wird der schleichende Prozess von den Angehörigen zuerst bemerkt. Der Ehemann wundert sich vielleicht, dass der Fernseher so laut gestellt wird oder dass lauter gesprochen werden muss, damit die Ehefrau einen besser verstehen kann. Der Betroffene bemerkt meist sein Problem bei Gesprächen in der Gruppe. Mehrere Stimmen durcheinander machen das Verstehen schwieriger. Auch wenn es generell Hintergrundgeräusche gibt, kann die Person das Gegenüber nicht mehr so gut verstehen. In der Audiometrie wird ersichtlich, dass die Hör-Kurve sich in Richtung der 30 dB Marke bewegt hat. In der HNO-Medizin spricht man hier auch gerne vom 1. Grad der Schwerhörigkeit.

 

In diesem Zustand wird dem Betroffenen häufig schon ein Hörgerät angeraten. In der Vergangenheit war man bei der Verschreibung von einem Hörgerät noch etwas vorsichtiger. Neuere Studien sollen nun allerdings belegen, dass eine leichte, mittelgradige und schwere Schwerhörigkeit die Risiken eine Demenz zu entwickeln um das 2-5 fache erhöhen sollen (Frank Lin HNO-Medizin). Viele Betroffene sind häufig etwas zögerlich bei dem Kauf eines Hörgerätes. Doch die Angst an einer Demenz zu erkranken, lässt viele Betroffene dann doch schneller zu einem Hilfsmittel greifen.

 

Ich halte es für bedenklich, den Betroffenen sehr schnell zu einem Hörgerät zu raten. Sind die Betroffenen noch bei einem leichten Hörverlust (30 dB), so kann der Prozess der weiteren Hörminderung doch recht gut über eine Schonung des Gehörs und die Anwendung von Hörschutz bei einer lauten Umgebung gestoppt werden. Durch das Hörgerät verschlechtert sich der Prozess des Hörverlustes jedoch rapide. Leider wird die Regenerationskraft der Hörzellen keinerlei Beachtung geschenkt. Meine Aussage ist ganz einfach über regelmäßige Hör-Tests kontrollierbar. Denn bei Schonung verbessert sich die Hör-Kurve wieder.

 

Ich kann absolut den Punkt nachvollziehen, dass ein schlechtes Gehör eine soziale Isolation nach sich ziehen kann. Durch die mangelnde Auseinandersetzung mit einem Gegenüber kann es ebenfalls zu einem Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten kommen. Allerdings steht dies in keinem Zusammenhang mit einer Demenz. Wenn der Hörverlust einen Zusammenhang hätte, müssten taube Menschen früher oder später dement werden. Es ist jedoch das Gegenteil der Fall. Durch das Lernen der Gebärdensprache schulen die Betroffenen ihre kognitiven Fertigkeiten und bleiben im Kontakt mit anderen Menschen. Sie sind weit entfernt von einer Demenz.

 

Letztendlich sollten die Betroffenen selbst entscheiden, womit sie sich am wohlsten fühlen. Die Arbeit mit der Angst hilft wahrscheinlich der Hörgeräte-Industrie, aber dem Patienten recht wenig.

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